Potsdamer Garde 10,5 cm Hausser

Hausser Masse Figuren sammeln antik Potsdamer Garde Offizier zu Pferd Hausser 10,5 cm Standardserie - Sammlung A. Schröder

Was…ist…das? Die ultimative anti-militaristische Uniform? Soldaten mit Narrenkappen! Nein, es handelt sich um das 1. Garde-Regiment zu Fuß. Die alte Parade-Uniform, die einst Respekt einflößte, heutzutage aber weniger martialisch als karnevalesk wirkt und vielleicht sogar bei dem einen oder anderen Betrachter den Gedanken aufkommen lassen mag, diese groteske Theaterkostümierung sei lächerlich albern, war bis 1918 ein festes Stück preussischer Tradition.

 

Gegründet aus den Resten der alten Garde, nach den verlorenen Schlachten von Jena und Auerstädt aus verwundeten und aus der Kriegsgefangenschaft geflohenen Gardisten rekrutiert, wurde das 1. Garde-Regiment zu Fuß bereits 1806 aufgestellt.

 

Bereits während der so genannten “Befreiungskriege" gegen Napoleon zeigte die Truppe, dass sie keineswegs aus Operettensoldaten bestand. Auch wenn das Regiment in der Völkerschlacht von Leipzig nicht zum Einsatz kam und sich erst 1848 einen eher unrühmlichen Namen mit der Niederschlagung der Barrikaden machte, bewährte sich das Regiment 1866 in der Schlacht von Königgrätz und auch im preussisch-französischen Krieg. Am 18. August 1870 fiel der Regimentskommandant zusammen mit zahlreichen Offizieren und Mannschaften in der Schlacht bei Gravelotte (St. Privat). Die Regimentsfahne zersplitterte am 21. Dezember 1870 vor Paris (Le Bourget) im Granathagel.

 

Dieser preussische Traditionsverband, gewann unerwarteten und wohl auch unerwünschten Weltruhm in der Gestalt des sogenannten Hauptmanns von Köpenick. Friedrich Wilhelm Voigt, dem es gelungen war, sich den Uniformrock eines Hauptmannes des 1. Garde-Regiments zu Fuß zu beschaffen, rekrutierte am 16. Oktober 1906 ein paar untertänige und befehlsgewohnte Soldaten anderer Garderegimenter, drang in das Köpenicker Rathaus ein, setzte den Bürgermeister fest und erbeutete die Stadtkasse…jedenfalls vorübergehend.

Der preussische Militarismus war nachhaltig der Lächerlichkeit preisgegeben, der Kaiser soll sich dennoch amüsiert haben, was dazu führte, dass der arbeitslose Schuster bereits 1908 begnadigt wurde. 

 

Geschmäcker und Zeiten ändern sich, Preussens Gloria ist verflossen, die alten Uniformen sind längst von Motten zerfressen und nur der Hauptmann von Köpenick bleibt unvergessen.

 

Ihren Einzug in die Regale der Spielwarenläden hielten die Soldaten des 1. Garde-Regiments zu Fuß um 1900 in Zinn und Blei, bereits um 1905 gibt es frühe Darstellungen der Firma Lineol mit Grenadiersmützen – Marschierer und Musiker. Konkurrent Hausser (Müller und Freyer) zog fast zeitgleich mit und führte das Regiment im Firmensortiment bis etwa 1930, wo es beim Ausmustern der alten Standardgröße (10,5 cm) zusammen mit den Kameraden anderer Regimenter auf den Grabbeltischen der damaligen Zeit landete. Restposten wurden zu Dumpingpreisen verkauft.

 

Die abgebildeten Figuren stammen aus dem Zeitraum 1914-1930, wobei nicht ganz klar ist, ob diese besonders liebevoll modellierten Exemplare in Gänze wirklich schon 1914 zu haben waren oder teilweise erst gegen Ende der 20er Jahre ins Sortiment kamen. Die Serie umfasst neben dem marschierenden Gardisten, einen marschierenden und einen berittenen Offizier, einen Fahnenträger sowie einen Trommler und einen Pfeifer.

 

Die weiße Hosenfarbe ist recht anfällig, so dass Figuren dieser Serie nur sehr selten in makellosem Zustand zu finden sind. Besonders selten sind der berittene Offizier, der Fahneträger und die beiden Musiker.

Preisbewertungen - Sammlerpreise:

 

Die Paradeuniform mit ihren Grenadiersmützen macht das 1. Garde-Regiment zu Fuß zu einem echten Hingucker in jeder Sammlung kaiserlicher Figuren. Die Marktpreise sind wie bei allen Massefiguren starken Schwankungen unterworfen, da die Gardisten aber insgesamt recht selten sind, halten sich die Figuren auf einem recht stabilen Preisniveau. Ein Fahnenträger in perfektem Zustand kann durchaus die 200 Euro Marke erreichen, wobei auch Trommler und Hauptmann zu Pferd durchaus mithalten können. Marschierer (auch der Offizier zu Fuß) pendeln so um die 25-40 Euro, je nach Zustand  und Sammler-Interesse.

 

(Asko Schröder © figurenmuseum 2020)

 

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© Ulrich Becker