Emil Pfeiffer/Wien Masse Figuren

Die ganz großen Kleinen - Pfeiffer Miniatur-Militärserie

von Asko Schröder

Pfeiffer Masse Figuren Wien Figurenmuseum Dragoner zu Fuss - Emil Pfeiffer Wien - Sammlung A. Schröder
Pfeiffer Wien Miniaturserie Privatsammlung Figurenmuseum Ulan Parforcejagd Pfeiffer Wien

Welcher Sammler hat nicht schon über einen chronischen Vitrinen- oder allgemeinen Platzmangel geklagt? Die Lösungsansätze sind mannigfaltig und reichen von Hausvergrößerung bis ... ja ... Konzentration auf bestimmte Gebiete. Zugegeben, letztere Variante ist nicht jedermanns Sache, denn der Sammler sammelt halt gern.

 

Wer also sein Leben (oder zumindest einen nicht unerheblichen Teil desselben) den "Aufstellfiguren" gewidmet oder geweiht hat, stößt irgendwann an gewisse räumliche Grenzen. Da kommen kleinere Figuren gerade recht. Wenn sie auch noch selten sind, besteht die Gefahr der Stauraum-Sättigung eher weniger. Und da kommen Pfeiffer Figuren der Miniaturserie wie gerufen.

 

Ähnlich wie Hausser, begann die Firma Pfeiffer, mit Ausbruch des 1. Weltkriegs, die hauseigene Militärserie zu miniaturisieren, beziehungsweise die Miniaturserie zu Militarisierung. Wie bei Hausser, ist nicht ganz klar, wann genau die Produktion der 6 cm Figuren begann, sie dauerte allerdings - in Bezug auf den Militärbereich - nicht länger als der Weltkrieg selbst.

Pfeiffer produzierte Kavallerie, Infanterie und Lazarettfiguren, nicht nur in den gängigen K.u.K Uniformen Österreich-Ungarns, die Wiener Firma erschuf auch Deutsche, Türken, Russen und einige Balkan-Nationen, als Marschierer und in Kampfposen. Lazarettfiguren durften ebenso wenig fehlen wie Persönlichkeiten. Kaiser Franz-Joseph, Wilhelm 2., der türkische Sultan, alles wurde per Katalog angeboten. Selbst die Bosniaken des K.u.K-Vielvölkerstaats und russische Kosaken wurden angeboten.

 

Wir wollen an dieser Stelle nur ein paar der kleinen Raritäten vorstellen, die man außerhalb Österreichs kaum kennt.

Leider können wir hier keine Persönlichkeiten vorstellen, aber zumindest darauf hinweisen, dass es Wilhelm 2. als auch Franz-Joseph sowohl zu Fuß als auch zu Pferd gibt. Mehmet V. ist nur zu Fuß bekannt.

Hausser Pfeiffer Wien Privatsammlung Größenvergleich Hausser 5,5 und Pfeiffer 6.5 cm

Die kleinen Pfeiffer-Soldaten sind mit 6,5 cm signifikant größer als ihre zeitgenössischen 5,5 cm kleineren Waffenbrüder der Firma Hausser. Zudem besitzen alle Pfeiffer-Figuren einen grünen Sockel, keinen grauen, wie bei Elastolin. Es ist also nicht ganz einfach für Puristen, die Miniaturen beider Hersteller zu kombinieren. Nur bei der Kavallerie bietet sich das an, da die Pfeiffer-Kavallerie proportional etwas kleiner ausfällt als Infanteristen. Die gesamte Machart der beiden Hersteller unterscheidet sich allerdings signifikant. Hatte Hausser nur eine einzige Pferdeform aufzuweisen, erstreckte sich das Pfeiffer-Repertoire über alle, auch aus der Parforce-Jagd bekannten Pferdetypen (Schritt, Trab, Galopp und Sprung), was Kavallerie-Duelle bei Pfeiffe sehr viel lebendiger erscheinen lässt.

Pfeiffer Wien Privatsammlung Österreichischer Dragoner zu Pferd

Insgesamt sind de Pfeiffer-Modelle detaillierter ausgeabeitet und feiner bemalt als die Elastolin-Konkurrenz. Die Posen sind bisweilen etwas gewöhnungsbedürfig aber die Figuren vermitten insgesamt einen sehr filigranen Eindruck. Kleine Kunstwerke, von Kunsthandwerkern hergestellt und eigentlich viel zu schade und fragil für den Krieg im Kinderzimmer.

Pfeiffer/Wien Privatsammlung Tragtier mit Führer - Satteltaschen fehlen - Pfeiffer/Wien

Alle Figuren des Soriments sind selten. Albaner und Bosniaken gehören zu den Raritäten und Zubehör ist - so man es findet - ein fast schon unglaublicher Glücksfall.

Wir können hier glücklicherweise das im Katalog als "Zugtier" bezeichnete Maultier und seinen Führer zeigen. Das Maultier war für den Transport von MG oder Munition erhältlich, hier können wir das Munitions-Maultier (alledings ohne die Munitionskisten) vorstellen. Neben dem echtledernen Tragegurt fallen die Haken zum Einhängen der Kisten auf. Ein überaus aufwändig gearbeitetes Accessoire, das an die Detailverliebtheit der Parforcejagd erinnert.

Pfeiffer / Wien Privatsammlung Tragtier mit Führer - Satteltaschen fehlen - Pfeiffer/Wien

Insgesamt handelt es sich wohl m eine der schönsten Figurenserien im kleinmaßstäblichen Massebereich, was ihre Beliebtheit bei spezialisierten Sammlern erklärt. Da die Serie nur sehr selten in Auktionen auftaucht, ist es schwierig, Preise zu nennen. Reiter in gutem Zustand durchbrechen jedenfalls problemlos die 100 € Marke, Persönlichkeiten können über 200 € erzielen. Exoten, wenn sie denn einmal angeboten werden, sind ebenfalls in der Regel sehr teuer. 

 

Ganz besonders, wenn man die Figurengröße in Betracht zieht, mag den meisten Sammlern das Preis-Leistungs-Verhältnis als zu ungünstig erscheinen. Wer aber einmal die kleinen Kerlchen in Händen halten durfte, wird wohl zustimmen, dass es sich bei dieser Serie um einen ganz großen Wurf handelt. Leider wurden die Figuren außerhalb Österreich-Ungarns kaum verkauft, was dazu führt, dass das Sortiment auch heute noch nur wenig bekannt ist.

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© Ulrich Becker